IVDA-Standpunkt

IVDA-Standpunkt: Verbesserung der Flughafenanbindung

Der Flughafen Frankfurt als Verkehrsdrehscheibe

Der etwa 30 km von Darmstadt entfernt gelegene Flughafen Frankfurt am Main ist der wichtigste Verkehrsflughafen Deutschlands und stellt mit dem dortigen ICE-Fernbahnhof zudem einen wichtigen internationalen Fernverkehrsknoten für den Bahnverkehr da. Zudem ist der Flughafen nicht nur selber ein großer Arbeitgeber, sondern beherbergt auf den angrenzenden Gewerbeflächen auch eine erhebliche Anzahl anderer Firmen mit zahlreichen Mitarbeitern. Aus der Region Darmstadt-Dieburg arbeiten allein über 5.000 Personen am Flughafen. Der Flughafen ist somit Quelle und Ziel erheblicher Verkehrsströme aus der Region, so auch aus Darmstadt.

Darmstadt ist derzeit primär über die Buslinie AIR („Airliner“) vom Hauptbahnhof aus umsteigefrei an den Flughafen angebunden. Die Verbindung wird tagsüber zur Hauptverkehrszeit im 30-Minuten-Takt bedient, in der Nebenverkehrszeit im Stundentakt. Die Bedienzeit ist zwischen 4 und 23 Uhr. Angesichts der vorhandenen Potenziale ist festzustellen, dass das derzeitige Angebot vergleichsweise schlecht genutzt wird.

Tariflich ist die Verbindung mit der Buslinie AIR historisch bedingt zuschlagpflichtig. Im RMV wird die Buslinie als Tarifangebot 1. Klasse geführt, so dass Inhaber von Zeitkarten bei der Nutzung ein Einzelzuschlag in Höhe von über 3,50 € bzw. von über 50 € für ein Monatsticket entrichten müssen (jeweils aktuelle Preise über den RMV oder die DADINA erfragen). Alle Flughafenmitarbeiter erhalten als Lohnbestandteil ein Jobticket zur Nutzung des ÖPNV. Die Nutzung der PKW-Parkplätze ist für Mitarbeiter kostenlos.

Eine alternative Direktverbindung zum Flughafen besteht über die Buslinie 751 aus der Innenstadt über Weiterstadt-Gräfenhausen und Mörfelden-Walldorf. Weiterhin bestehen Möglichkeiten mit Umsteigen und Umwegen über die Zuglinien RB60/S8 mit Umstieg in Frankfurt Main Hauptbahnhof und der S3 mit Umstieg auf die Buslinie OF-64 in Neu Isenburg. Die genannten Alternativen können ohne Zuschlag genutzt werden, jedoch bei deutlich längerer Fahrzeit als mit der Buslinie AIR. Eine Übersicht der aktuellen Verbindungen sind hier zusammengestellt.

Hohes Fahrgastpotenzial durch Pendler und regelmäßige Benutzer

Grundsätzlich stellt der Flughafen durch das Jobticket, die hohe Anzahl an Arbeitsplätzen und die schnelle Direktverbindung eine gute Voraussetzung für eine hohe Fahrgastnachfrage im ÖPNV. Zusätzlich stellen auch die zahlreichen Geschäfts- und Urlaubsreisenden ein erhebliches Fahrgastpotenzial dar.

Die Wirtschaftstreibenden im Gebiet der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg haben die Wichtigkeit einer schnellen und direkten Flughafenanbindung für Geschäftsreisen immer wieder betont. Gerade die in Darmstadt stark vertretenen Unternehmen des Dienstleistungs- und IT-Sektors beschäftigen Mitarbeiter mit einem hohen Reiseaufkommen sowohl mit dem Flugzeug als auch dem Eisenbahnfernverkehr.

Verbesserungspotenzial erkannt und in der Diskussion

In der Folge besteht in der Region derzeit eine Diskussion über eine strukturelle Verbesserung der Verkehrsverbindung zwischen Darmstadt und dem Flughafen. Dies wird öffentlich direkt mit der Diskussion um die Anbindung Darmstadts an das Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz verknüpft. Die Deutsche Bahn AG plant derzeit den Lückenschluss der Hochgeschwindigkeitsnetze Köln - Frankfurt Flughafen sowie Mannheim - Stuttgart. In der Folge wird in der Darmstädter Lokalpolitik diese Trasse für eine verbesserte Anbindung des Flughafens diskutiert.

Aus Sicht des IVDA ist eine Trennung der Diskussion um eine Verbesserung der Flughafenanbindung sowie die um die Neubaustrecke und eine Konzentration auf die funktionale Sicht der Flughafenanbindung zwingend geboten: Der AIRLINER als existierende und schnelle Verbindung (siehe Verbindungsübersicht) drängt sich als Grundlage dieser Überlegungen auf. Derzeit wird die Attraktivität der Busverbindung aber gerade für die regelmäßigen Nutzer insbesondere durch Taktausdünnungen tagsüber und in den Tagesrandlagen sowie durch den erforderlichen Zuschlag erheblich eingeschränkt

IVDA fordert zuschlagfreien Airliner in dichterem Takt

Der IVDA fordert daher ein Konzept, bei der Airliner durch Wegfall des Zuschlages, Ausweitung der Bedienzeit auf die Reise- und Arbeitszeiten des Flughafens sowie einer Kapazitätsausweitungen bei Takt und ggf. Fahrzeugen gerade für die Jobticket-Nutzer noch attraktiver wird. Gleichzeitig ist eine Taktverdichtung für zeitsensitive Geschäftsreisende wichtig – auch zum Umstieg auf den ICE-Fernverkehr am Flughafen-Fernbahnhof. Speziell die Beschäftigten am Flughafen mit Jobticket würden davon profitieren, die damit eine im Vergleich zum PKW deutlich attraktivere ÖPNV-Anbindung zur Arbeitsstelle erhalten würden. Durch die zu erwartende Steigerung der Fahrgastzahlen gerade aus dem Potenzial dieser regelmäßigen Nutzerinnen und Nutzer kann eine hohe Grundauslastung erzielt werden, die das verbesserte Angebot rechtfertigt und refinanziert.

Bei der in der derzeitig in Darmstadt zur Diskussion stehenden verbesserten Schienenanbindung ist eine solche Verbesserung des Taktes allerdings nicht möglich. Bei einer Kapazität von je einem Halt je Stunde und Richtung bei einer Anbindung Darmstadts an die geplante ICE-Neubaustrecke ist das Taktangebot entsprechend auf einen Stundentakt limitiert – was also eine Verschlechterung der heutigen Verbindung bedeutet. Die Fernverkehrszüge wären zudem nicht in den Nahverkehrstarif des RMV eingebunden.

Die Überlegungen für die Anbindung über einen schienengebundenen „Airport-Shuttle“, der über die geplante Neubaustrecke pendelt und in den regulären RMV-Tarif eingebunden sein soll, gehen aufgrund der Fahrgastnachfrage ebenfalls von einem Stundentakt aus. Es ist nicht zu erwarten, dass unter diesen Voraussetzungen auf dieser Relation eine für das Massenverkehrsmittel Bahn ausreichende Fahrgastnachfrage generiert werden kann, so dass mit einem hohen Betriebsdefizit gerechnet werden muss – das gerade durch die hohen Trassenpreise einer Hochgeschwindigkeitsstrecke noch einmal erhöht wird. Zumal einer minimal kürzeren Fahrtzeit der Zugverbindung gegenüber der heutigen Busverbindung verlängerte Wege zu Beginn und Ende der Fahrt gegenüberstehen.

Zeitnahe Maßnahmen anstatt verfrühte Festlegung auf zukünftige Möglichkeiten

Daher setzt sich der IVDA als vordringlichste Lösung für eine zeitnahe Verbesserung der bestehenden Airliner-Verbindung wie beschrieben ein. Die damit zusätzlich gewonnenen Fahrgastpotenziale können vorerst durch Taktverdichtung und Kapazitätsausweitungen aufgefangen werden. Sofern sich dann herausstellt, dass die Nachfrage mit einem verbesserten Bussystem nicht mehr vernünftig bewältigt werden kann oder eine Schienenverbindung tatsächlich eine Verbesserung der Angebotsqualität und die Erschließung neuer Fahrgastpotenziale erwarten lässt, kann mittelfristig über die Einrichtung einer Schienenverbindung nachgedacht werden. Selbst für diesen Fall erscheint jedoch eine umsteigefreie S-Bahn-ähnliche Anbindung über die Main-Neckar-Bahn wesentlich interessanter als eine Verbindung über die geplante Neubaustrecke, da in diesem Fall einer geringen Fahrtzeitverlängerung ein großes – damit zusätzlich umsteigefrei an den Flughafen angebundenes – Gebiet entlang der Main-Neckar-Bahn gegenübersteht.

Eine vorschnelle endgültige Festlegung erscheint angesichts der zu gewinnenden Erkenntnisse und der unklaren weiteren Zukunft der parallel geplanten Regionaltangente West als wenig zielführend.