Im September 2009 berichtete das Darmstädter Echo über die Erstellung eines Verkehrsentwicklungsplanes für Weiterstadt. Der IVDA hat zu diesem Anlass folgende Stellungnahme eingereicht:
Sehr geehrte Damen und Herren,
gerne möchten wir Ihrem Aufruf zur Beteiligung am Weiterstädter
Verkehrsentwicklungsplan folgen. Wir begrüßen die Erstellung eines
solchen Planes in einem offenen Prozess. Gleichzeitig würden wir uns
freuen, wenn während der Erstellungsphase ein Austausch mit der Stadt
Darmstadt stattfände, in der derzeit im Rahmen eines Maßnahmenscreenings
ebenfalls am dortigen VEP gearbeitet wird. Die parallele Entwicklung von
Plänen für Stadt, Landkreis und einige Städte im Landkreis sehen wir mit
der Sorge, dass hier Insellösungen und -maßnahmen entstehen.
Weiterhin möchten wir dafür werben, bei der Erstellung des Planes keine
Maßnahmen als gesetzt voraus zu setzen. Dies geschah bei der - von uns
ebenfalls begleiteten - Erstellung des letzten Darmstädter VEP mit der
Nordostumgehung. Das Unterbinden einer Diskussion über die Gewichtung
der verschiedenen Maßnahmen sowie die gleichzeitige Fokussierung der
Verwaltung auf diese Einzelmaßnahme hat unserer Meinung nach die
Verkehrsplanung in Darmstadt auf Jahre blockiert und ihr geschadet.
Ergänzend zu den von Ihnen bereits veröffentlichten Punkten möchten wir
nun folgende Hinweise einbringen.
Als vordringlich einzuleitende Maßnahmen ergeben sich aus Sicht des IVDA:
- Auch wenn wir Loop 5 aus raumstruktureller Sicht nicht
befürworten, halten wir eine ausgezeichnete Anbindung an den
Umweltverbund für unverzichtbar. Die Eröffnungstage unterstreichen diese
Bedeutung. Gerade für Fahrradfahrer gibt es wenige sichere
Radzufahrtswege und wenig stabile und sichere Abstellanlagen.
- Wir empfehlen die Stellplatzsatzung zu novellieren und klaren
Vorgaben in Hinblick auf Radabstellanlagen und ihrer Qualität
aufzunehmen (vgl. Berlin, Troisdorf, etc.)
- Entlang der Darmstädter Straße sowie am Bahnhof Weiterstadt
fehlen sichere Fahrradabstellanlagen. Einfache Vorderradhalter
("Felgenkiller") erfüllen in diesem Zusammenhang die Anforderungen
nicht. Als Vorbild sollte auch hier die Baurichtlinie der Stadt Berlin
gelten.
- Die von Radfahrern viel genutzte Straße "Außerhalb Weiterstadt"
(Am Zementwerk) ist nachts überwiegend unbeleuchtet. Wir empfehlen, dies
zu ändern.
- Der Radweg entlang der Arheilger Straße sollte kurz nach dem
Bahnübergang an der Stelle des ehemaligen Hochspannungsmastes analog zur
neuen Straßenachse begradigt werden.
- In der Darmstädter Straße sehen wir insbesondere den Bedarf, die
Situation für Fußgänger zu verbessern. Eine Idee wäre die an
Darmstadt-Arheilgen orientierte teilweise Verlegung von Parkplätzen auf
Abrißgrundstücke, um in Schutzbereichen (Gehwege) mehr Raum für
Fußgänger, schutzbedürftige Fahrradfahrer und Radabstellmöglichkeiten zu
gewinnen.
Als mittelfristig zu verfolgende Maßnahmen möchten wir weiterhin einbringen:
- Mit der Eröffnung von Loop5 wurde eine neue Stufe der Nachfrage
des ÖPNV erreicht. Ein Erhalt oder sogar ein Ausbau der
Anbindungsqualität mit dem derzeitigen Bussystem an das Oberzentrum
Darmstadt ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden und nur
eingeschränkt möglich. Die bereits beplante Straßenbahn hat daher für
den IVDA unverändert eine hohe Priorität. Dabei möchten wir an dieser
Stelle erneut betonen, dass wir eine Führung entlang der B42
insbesondere aus Gründen einer abnehmenden direkten Erschließung
wesentlicher Teile des Ortskerns mit dem ÖPNV (Buszubringerverkehr und
Umsteigezwang) ablehnen. Wir empfehlen daher, die Straßenbahn in einer
ersten Stufe bis um Knotenpunkt B42/Darmstädter Straße zu bauen, ohne
eine Entscheidung über die weitere Trassenführung zu präjudizieren.
Wesentliche Problemstellungen in der derzeitigen Anbindung könnten damit
bereits gelöst werden. Eine Entscheidung über das ob und wie des
Weiterbaus kann dann auf Basis der Erfahrungen mit dieser Anbindung auch
in der Bevölkerung offen diskutiert werden.
- Die Forderung nach Wiederherstellung einer Verknüpfung zwischen
Busverkehr und SPNV am Bahnhof Weiterstadt ist unverändert aktuell. Wir
möchten in diesem Zusammenhang erneut auf unsere Ausarbeitung für einen
Verknüpfungspunkt hinweisen (siehe hier). Die Umsetzung kann und
sollte unabhängig vom Bau der Straßenbahn realisiert werden. Eine
alleinige Verknüpfung von Norden über die Kreisstraße halten wir unter
anderem aufgrund erheblicher Umwegfahrten für die Buslinien für nicht
sinnvoll.
- Eine ÖPNV-Verbindung zwischen Weiterstadt und Firma Merck bzw
Nordbahnhof und / oder der Straßenbahn Arheilgen ist auf Grund der
großen Querbeziehungen von Berufspendlern wünschenswert.