Die Region Starkenburg mit der Stadt Darmstadt und den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Groß- Gerau, Bergstraße und dem Odenwaldkreis gehört zu den prosperierendsten Regionen Europas. Die Anzahl der Einwohner - zur Zeit etwa 1,1 Millionen - steigt seit Jahren beständig an. Attraktive Arbeitsplätze und ein umfassendes kulturelles Angebot, gepaart mit einem hohen Kaufkraftniveau, sichern die überdurchschnittliche
Lebensqualität der Region. Mit etwa 420.000 Beschäftigten liegt die Beschäftigtenquote über dem Bundesdurchschnitt. Nach den Berichten der EU-Kommission belegt der Regierungsbezirk Darmstadt hinsichtlich Wirtschaftskraft und Wirtschaftsdynamik Rang 1 in der Europäischen Union. Die Wirtschaftsstruktur mit einer ausgewogenen Mischung aus Produktion und Dienstleistung sowie aus mittelständischen Betrieben und Großunternehmen stellt ein sicheres und zukunftsfähiges Standbein dar [1]. Die Bedeutung und die Funktion Darmstadts in der Region sowie in den Ballungsräumen Rhein/Main und Rhein/Neckar erfordern eine hochwertige Verkehrsanbindung. Die ausgeprägt polyzentrische Struktur im südhessischen Raum gibt der eigenständigen Anbindungeines jeden Zentrums eine erhebliche Bedeutung, denn nur damit kann die gegenseitige funktionale Ergänzung und Entlastung wirksam werden.
arüber hinaus besteht durch die zentrale geographische Lage und die steigenden Mobilitätsbedürfnisse innerhalb der Region,in Deutschland,aber auch in Europa der Bedarf nach einem gut funktionierenden Verkehrssystem. Ein verkehrspolitisches Ziel der europäischen Kommission sowie der Bundes- und Landesregierung besteht im Einklang mit den Forderungen der Fernverkehrsunternehmen darin, die europäischen Ballungsräume mit einem leistungsfähigen öffentlichen Fernverkehrsnetz zu verbinden und eine Entflechtung von Nah- und Fernverkehrzuerzielen [2][3].
Seit vielen Jahren wird daher u.a. das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn ausgebaut. Als Beispiele hierfür sind in den Ballungsräumen Rhein/Main und Rhein/ Neckar die ICE-Neubaustrecken (NBS) Köln - Rhein/MainsowieMannheim-Stuttgart zunennen.
Bisher gibt es allerdings noch keine separate Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen den beiden Regionen Rhein/Main und Rhein/Neckar. Deshalb müssen der Nah- und Fernverkehr die heute bereits hochbelastete "Riedbahn" (Frankfurt/Main - Biblis - Mannheim) gemeinsam nutzen. Dadurch können zum einen die Leistungspotenziale moderner ICE-Züge nicht voll ausgeschöpftwerden,zum anderen ist bereits heute das Nahverkehrsangebot auf dieser Strecke begrenzt.
Ein Ausbau der vorhandenen Riedbahn und/oder der Main-Neckar-Bahn (Frankfurt/Main - Darmstadt - Mannheim/Heidelberg) wäre mit deutlichen Nachteilen behaftet. Daher wurde in der zwischen der Deutschen Bahn AG, dem Land Hessen und der Region gemeinsam erarbeiteten "Integrierten Planung Südhessen" vorgeschlagen, eine Neubaustrecke entlang der Autobahnen zu planen. Diese NBS soll im Norden bei Zeppelinheim an die bestehenden Strecken von/nach Frankfurt/Main Flughafen und Frankfurt/Main Hbf anschließen und im Süden zur Region Rhein/Neckar führen. Damit soll der Lückenschluss im Hochgeschwindigkeitsnetz zwischen Köln - Rhein/ Main und Mannheim - Stuttgart sowie die Entlastung der bestehenden Strecken zwischen Main und Neckar erreicht werden.
In diesem Zusammenhang ist auch über eine zukünftige Direktanbindung Darmstadts und der Region Starkenburg an das Hochgeschwindigkeitsnetz zu entscheiden. Der Entwurf zum Landesentwicklungsplan Hessen 2000 [2] sieht in diesem Zusammenhang eine Anbindung Darmstadts an die NBS Rhein/Main -
Rhein/Neckar vor, um der Funktion der Stadt als Oberzentrum und regionaler Schienenverknüpfungspunkt
gerecht zuwerden. Der Zeitplan des Gesamtprojekts NBS Rhein/Main - Rhein/Neckar strebt den Beginn des Raumordnungsverfahrens für Ende 2000 an. Es folgen das Planfeststellungsverfahren und die Bauausführung. Im Falle positiver inhaltlicher und finanzieller Entscheidungen und der Verankerung im neuen Bundesverkehrswegeplan könnte der Betrieb auf der NBS zum Fahrplanwechsel Ende 2007 beginnen.
6. Schlussfolgerungen
Die in dieser Untersuchung behandelten Aspekte
- Trassierung de rNBS im Bereich Darmstadt,
- Aspekte der Wirtschaftsregion und
- die Ermittlung der Fahrgastpotenziale
haben gezeigt, dass eine Anbindung des Hauptbahnhof Darmstadt an die ICE-Neubaustrecke realisierbar ist. Während dadurch für die Region Starkenburg wesentliche Vorteile entstehen, konnten für die DB AG keine wesentlichen Vorteile, aber auch keine betrieblichen und wirtschaftlichen Nachteile gefunden werden.
Auf eine abschließende vergleichende Bewertung der einzelnen Varianten wurde in diesem Planungsstadiumverzichtet. Da nicht alleTeilaspekte im Rahmen dieser Untersuchung in vergleichbarer Tiefe bearbeitet werden konnten, wurden die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Auswirkung jeweils nur in den Teilaspekten dargestellt. Gleichwohl zeichnet sich mit den dargestellten Aspektenfolgendes Gesamtbild ab:
- Grundsätzlich ergibt die direkte Anbindung der Stadt Darmstadt an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn hohe Entwicklungspotenziale für dieStadt Darmstadt unddieRegionStarkenburg.
- Durch eine Anbindung Darmstadts an die NBS wird eine höhere Flexibilität für die Fernverkehrsbedienung auf der Schiene gewährleistet.
- Die Entwicklung der Verkehrsnachfrage im Schienenpersonenfernverkehr ist aus Sicht der DB AG bundesweit betrachtet leicht steigend. Im Bereich der Region zeichnen sich hingegen starke Zunahmen der Nachfrage ab. Die Wirkungen auf die Regionwerden belegt durch die Ergebnisse der Unternehmensbefragung, die eine hohe Bedeutung des ICE-Halts für den Standort Region Starkenburg aufzeigt.
- Hinsichtlich der regionalplanerischen Zielvorgaben (Landesentwicklungsplan, Regionaler Raumordnungsplan
Südhessen, Entwurf Regionalplan Südhessen) sind die Trassenführungen über den Hauptbahnhof Darmstadt klar zu favorisieren.
- Die Kosten unterscheiden sich nach den bisherigen Betrachtungen für alle Varianten (mit Ausnahme der in dieser Hinsicht wegen doppelter Trassierung sehr ungünstigen Variante V) nicht wesentlich.
Zwischen allen über den Lenkungskreis in dieser Untersuchung beteiligten Institutionen besteht weitgehend Einvernehmen, dass ein Anschluss der Region Starkenburg an die NBS Region Rhein/Main - Rhein/Neckar zweckmäßig bzw. notwendig ist. Aus strukturpolitischer Sicht ist den Varianten mit Führung der NBS über Darmstadt Hauptbahnhof den Vorzug zu geben, da durch einen außerhalb liegenden Fernbahnhof (Darmstadt-West) eine unzureichende Verknüpfung zwischen Regional- und Fernverkehr entstehen
würde. Welche der untersuchten Varianten letztlich zum Tragen kommt, muss im Rahmen des bevorstehenden
Raumordnungsverfahrens und der dabei vorzunehmenden Abwägung entschieden werden.