Geplantes Angebot orientiert sich im Gegensatz zu öffentlichen Linien am Bedarf
DARMSTADT-DIEBURG. Nieder-Beerbach ist landschaftlich schön gelegen. Fernab von städtischer Betriebsamkeit. Doch es hat auch eine Kehrseite. Einkaufen ist für Einwohner ohne Auto schwierig. Der öffentliche Nahverkehr ist nicht besonders gut ausgebaut.
Solche abseits der gut frequentierten Buslinien liegende Orte zu erreichen, den Menschen dort mehr Beweglichkeit zu bieten, ist Ziel eines Pilotprojekts des Landes. „Mobilität in der Kommune“ (Midkom) heißt das Programm, an dem sich Mühltal, Roßdorf, Ober-Ramstadt und Groß-Zimmern beteiligen. Kernstücke sind alternative Bedienformen wie Bürger- und Rufbusse und Anrufsammeltaxis sowie ein computergestütztes Leitsystem.
Das geplante Angebot orientiert sich im Gegensatz zu öffentlichen Linien am Bedarf. „Fahrten sollen dort angeboten werden, wo sie von Bürgern tatsächlich benötigt werden“, sagt Projektleiter Horst Benz von der Telenet AG in Darmstadt, neben der die TU Darmstadt, das Unternehmen Evocon aus Eltville und die Kommunen beteiligt sind.
Arztpraxen, Geschäfte, Gaststätten oder Rathäuser könnten die Ziele der neuen Fahrten sein. Das hat die Bedarfsanalyse der TU ergeben. Ebenso die Freibäder in Traisa und Ober-Ramstadt. Denn das Nahverkehrsangebot dorthin ist verbesserungsbedürftig. Dabei versteht sich Midkom nicht als Konkurrenz zum Liniennetz oder zu Taxiunternehmen.
„Der Bedarf für ein flexibles Angebot ist vorhanden“, ist Benz sicher. Die Zahl älterer Menschen steigt, die ohne Auto mobil bleiben wollen. Hinzu kommen jene, die sich kein Auto leisten können.
Die Projektkosten übernimmt das Land Hessen. Die EU ist über ihren Sozialfonds finanziell beteiligt. Die Gemeinden müssen Zuschüsse für die Betriebskosten übernehmen. „Wie hoch die sind, hängt von der Resonanz ab“, sagt Horst Benz.
Allerdings kann Midkom auch vom Einzelhandel unterstützt werden. Tegut, Kaiser’s, Tengelmann und Rewe haben bereits zugesagt. Bewährt sich das Projekt, soll es ein Angebot auf Dauer werden.