OB Benz und Stadtrat Braun zu den Fahrplan-Absichten der DB: Bahnreform mit Strickfehlern
Darmstadt ist Einstiegspunkt der Region
Als Folge eines erheblichen Strickfehlers bei der Bahn-Reform bezeichnen Oberbürgermeister Peter Benz und Verkehrsdezernent Hans-Jürgen Braun die kürzlich bekannt gewordenen Absichten der DB AG, erhebliche Einschnitte in der Fernverkehrsanbindung Darmstadts vorzunehmen.
So sehr man begrüße, die direkten Verbindungen in Richtung München und nach Süden verbessern zu wollen, sosehr muss kritisiert und auf Änderung gedrängt werden, was die Verbindung Richtung Nordrhein-Westfalen und in Richtung Norden insbesondere auch die Direktanbindung nach Berlin angeht. Es könne nicht akzeptiert werden, dass die Fernverkehrsverbindung in das Ruhrgebiet und weiter nach Norden (IR 23 Konstanz-Norddeich) ersatzlos gestrichen werde. Dies verursacht weiterhin eine starke Verschlechterung des Angebotes zwischen Darmstadt - Mainz; eine schnelle Verbindung wie bisher (20 Minuten) wird nicht mehr angeboten und der polizentrischen Struktur der Rhein-Main-Region in keiner Weise gerecht. Die Einstellung des Berlin-Sprinters südlich von Frankfurt am Main nehme Darmstadt die attraktive Direktverbindung zur Bundeshauptstadt Berlin. Dies obwohl Darmstadt gegenüber Städten wie Heidelberg und Mannheim erheblich höhere Einsteigerzahlen aufweisen könne und obwohl die Werbung für dieses Produkt (auch im Hauptbahnhof Darmstadt) nur auf die Direktverbindung Frankfurt-Berlin hinweise. Der Fahrgast, der nach Berlin wolle, wäre wenig damit getröstet, dass er ohne umsteigen direkt nach München fahren könne. Insofern muss ein so wichtiges Drehkreuz wie der Hauptbahnhof in Darmstadt "als Einstiegspunkt einer ganzen Region für den Fernverkehr, ohne weitere komplizierte Umsteigeverbindungen die Plattform für die Reise in alle Himmelsrichtungen sein", betonen Benz und Braun übereinstimmend.
Während die Kommunen mit erheblichem Aufwand, zusammen mit den Rhein-Main Verkehrsverbund die Nahverkehrsverbindungen optimieren, breche in zunehmendem Maß das Verknüpfungsnetz der DB AG im Regional- und Fernverkehr für schnelle Verbindungen weg.
Der Versuch der DB AG, sich nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien im Fernverkehr zu sanieren, um am Ende börsentauglich zu sein, führe dazu, dass die Kommunen in zunehmendem Maße gezwungen werden, nicht nur den Nahverkehr, sondern auch den Fernverkehr zu organisieren, ohne hierfür eine gesetzliche Grundlage zu haben.
Eine direkte Kompetenz der Länder wurde auf Bundesebene zur Regulierung eines Erstellersystems, das volkswirtschaftliche Kriterien in die Fernverkehrsorganisation bringen konnte, von der damaligen Bundesregierung bei der Bahnreform glatt vergessen. "Alle Maßnahmen zur Schaffung integrierter Verkehrssysteme und zur Entlastung des Straßenverkehrs werden konterkariert, wenn einer der Partner vorbei an allen verkehrlichen Verknüpfungserfordernissen alleine nach seinen betriebswirtschaftlichen Erwägungen agiert ohne dass hierüber auch nur die geringste Kontrolle stattfindet", stellen OB Benz und Stadtrat Braun fest.
Da die Kommunen sich mit dem Rhein-Main Verkehrsverbund zur Organisation des regionalen Schienenverkehrs zusammen getan haben und der RMV wiederum zusammen mit dem Land Hessen den entsprechenden Druck auf die DB AG ausüben könne, sei jetzt seitens des Gesellschafters Stadt Darmstadt, der Rhein-Main Verkehrsverbund und das Land gefordert, dem Kahlschlag im Fernverkehrsnetz und bei den Fernverkehrsverbindungen entgegenzutreten. Die Stadt Darmstadt wird sich hierzu an das Land Hessen und den RMV wenden. Insbesondere der geplante Ersatz des IR 19 durch eine IC-Linie (Stralsund-Karlsruhe) führe dazu, dass die Benutzung dieser Linie nicht wie bisher zuschlagsfrei mit RMV-Fahrkarten genutzt werden könne. Dies wäre zukünftig nur noch mit einer Zuschlagszeitkarte des RMV möglich. Hierdurch würden das Semesterticket und Zeitkarten des RMV in ihrer Nutzbarkeit erheblich eingeschränkt.
Braun: "Es ist nicht länger hinnehmbar, dass die DB AG die Kuh "Kommune" zwar melken möchte, aber auf die Bedienung der vom Bundesbahnvorstand sogenannten "Milchkannen" in zunehmendem Maße verzichten will".
"In Zusammenarbeit mit der Region Starkenburg wie auch mit den Gremien der Regionalversammlung Rhein-Main wird sich die Stadt Darmstadt dieser negativen Tendenz für die Fahrgäste energisch widersetzen und auf konkrete Schritte zur Änderung der geplanten Fahrplangestaltung drängen," meint OB Benz.