Manche Kunden parkten dort bereits in der dritten Generation
Wein und Likör hat Dietmar Dassler vormittags bekommen, ein Ständchen, Sekt und Blumen. Im Fina-Parkhaus, das am Samstag zum letzten Mal offen hatte und einem neuen Einkaufszentrum weichen muss, rangierten zwar die Autos wie eh und je – deren Fahrer aber waren durch die Bank weg betrübt.
„Wir bedauern die Schließung so sehr", sagt das Ehepaar Roche, das seit mehr als 20 Jahren den Parkplatz in der Innenstadt nutzt und sich mit einer Flasche Rotwein bei Dassler herzlich dafür bedankt, „dass er alles hier so toll gemanagt hat“.
Früher hatten die Roches auch ihren Wagen waschen und betanken lassen, seit der Schließung der Tankstelle 1998 waren sie ausschließlich zum Parken gekommen. „Reinfahren, abstellen, einkaufen, einräumen, weiterfahren“, sagt Matthias Roche. „Das war einfach perfekt.“ Und sicher: „Das war die frauenfreundlichste Parkmöglichkeit der Stadt.“
Verärgert sind die Kunden, weil der Platz einem Einkaufszentrum weichen muss. Davon habe man doch wahrhaftig genug in der Stadt, schimpft Heinz Wissenbach. „Bei all den leerstehenden Geschäften brauchen wir keine neuen mehr.“ Klaus Nitzsche vom ehemaligen Haushaltswarengeschäft, ebenfalls seit Jahren Dauergast, ärgert sich auch, „dass nun wieder ein Geschäftsmonstrum entsteht, aber keine ausreichenden Parkmöglichkeiten dafür geschaffen werden“.
200 Plätze hatte das Fina-Parkhaus, 30 waren für Dauerparker reserviert. Sie sind in anderen Garagen untergekommen, wie etwa Ulrich Techel vom gleichnamigen Juweliergeschäft. Auch er hat das Parken an dieser Stelle geschätzt, räumt aber ein: „Für die Innenstadt ist es besser so.“
Das sagt auch Dietmar Dassler, der mit so viel Herzlichkeit am letzten Parkhaustag kaum umgehen kann. „Das ist heute das große Weinen.“ Er sei nur am Reden. „Und ich fühle mich eher wie in einem Hotel als in einem Parkhaus.“ Mit einigen Kunden sei der Umgang aber auch sehr familiär gewesen. Manche parkten bereits in der dritten Generation dort.