Die vor allem von den Darmstädter Grünen gewünschte Reaktivierung der Straßenbahn zum Ostbahnhof wird es vorerst nicht geben. "Die Machbarkeitsuntersuchung wird aufgrund der vorliegenden Prüfung zurückgestellt. Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen (Odenwaldbahn) wird eine erneute Gesamtbetrachtung der ÖPNV-Bedienung im Raum Darmstadt-Roßdorf-Groß-Zimmern empfohlen", heißt es in einer Magistratsvorlage, die der Planungs-, Bau- und Verkehrsausschuss in seiner jüngsten Sitzung zur Kenntnis nahm.
Der für den Öffentlichen Personennahverkehr verantwortliche Dezernent Klaus Feuchtinger (Grüne) sieht darin aber keineswegs das Aus für das Projekt. Im Gegenteil rückt nach seinen Worten die für 2001 ins Auge gefasste Straßenbahnlinie Darmstadt über Roßdorf bis Groß-Zimmern wieder näher. Der Erfolg der Odenwaldbahn - die Fahrgastzahlen liegen um 30 Prozent über den Prognosen - lasse die Kosten-Nutzen-Berechnungen für die Straßenbahnlinie in den Landkreis in einem neuen Licht erscheinen.
Linie in 80er Jahren eingestellt
Die Stadtverordnetenversammlung hatte den Magistrat am 18. September 2008 aufgefordert, die Planungen zum Bau der Nordostumgehung in ein tragfähiges Verkehrskonzept für die gesamte Stadt einzubinden. In diesem Zusammenhang sollte auch geprüft werden, ob es wieder eine Straßenbahn zum Ostbahnhof geben könnte. Die ehemalige Linie 4 vom Hauptbahnhof zum Ostbahnhof war im Oktober 1986 eingestellt und durch die Buslinie D ersetzt worden.
Nach einer inzwischen vorliegenden Untersuchung von Heag-mobilo würden die Investitionskosten für eine Straßenbahnlinie zum Ostbahnhof bei 3,1 Millionen Euro liegen; davon würden 1,2 Millionen auf den Gleisbau entfallen. Nicht enthalten wäre eine neue Aufteilung der Verkehrsflächen und der niederflurige Ausbau der bestehenden Haltestellen an der Landgraf-Georg-Straße.
Alte Genehmigung erloschen
Da die alte Betriebsgenehmigung für die Straßenbahn zum Ostbahnhof erloschen ist, sei ein neues Planfeststellungsverfahren nötig, heißt es in der Vorlage. Eine Prüfung von Nutzerpotenzialen habe jedoch ergeben, dass eine Straßenbahn zum Ostbahnhof keine Verbesserung gegenüber den jetzigen Regionalbus-Verbindungen bringt, was Reisezeiten, Direktverbindungen und Beförderungskapazitäten angeht.
Von einer Straßenbahnverbindung zwischen Schloss und Ostbahnhof würden nur wenig Fahrgäste profitieren. Pendler, die mit Regionalbussen aus dem Umland kämen, müssten kurz vor Erreichen ihres Ziels am Ostbahnhof umsteigen. Dies könnte dazu führen, dass künftig weniger Kunden die Regionalbusse nutzten. Deshalb empfiehlt der Magistrat eine Gesamtbetrachtung der Nahverkehrsverbindungen im Raum Darmstadt, Roßdorf und Groß-Zimmern.
Ziel der Vorlage ist laut Feuchtinger, den Beschluss über die Machbarkeitsstudie aufzuheben und die dafür nötigen 60 000 Euro anderweitig zu investieren.