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07.05.2007

Quelle:Darmstädter Echo

Wo das Aussteigen gefährlich ist

Verkehrspolitik: Kommunalpolitischer Rundgang mit Andreas Storm vom Bahnhof Eberstadt zur Karlsruher Straße

Die Gleise der Bahnstrecke von Darmstadt nach Heidelberg überqueren die Pfungstädter Straße auf einer altehrwürdigen Brücke. Wer sucht, findet hier den Bahnhof Eberstadt. Der steile Fußweg ist holprig, schlecht beleuchtet und für Rollstuhlfahrer kaum zu überwinden. Einsam dämmert das Bahnhofsgebäude vor sich hin, und die wenigen Fahrgäste sind froh, dass es nicht regnet, weil das verrostete Vordach nicht mehr dicht ist.

Staatssekretär Andreas Storm ist am Freitag aus Berlin gekommen, um mit eigenen Augen zu sehen, weswegen der Bahnhof kaum noch genutzt wird. Als der Nahverkehrszug nach Darmstadt hält, erkennen die zwanzig Teilnehmer des Rundganges, dass die Ein- und Ausstiegshöhe über einen Meter beträgt. Das ist gefährlich, vor allem für ältere Menschen.

Seit fünf Jahren werden am Eberstädter Bahnhof keine Fahrkarten mehr verkauft. Ein einziger technischer Angestellter bedient im Stellwerk das Schaltpult und beobachtet Computerbildschirme: „Wir steuern und überwachen hier rund um die Uhr“. Er unterbricht sich, weil er über das Mikrofon auf eine fünfminütige Verspätung der Regionalbahn nach Heidelberg hinweisen will.

Täglich halten hier mehr als fünfzig Nahverkehrszüge. Fast ebenso viele Schnellzüge brausen an den Bahnsteigen vorbei. Dazu kommt der Güterverkehr – vor allem nachts. Und der Lärm raubt manchem Eberstädter den Schlaf.

Da kommt einiges zusammen: In Sichtweite überquert die Autobahn 5 die Bundesstraße 426. Der Verkehr aus Pfungstadt wird umständlich unter der Bahn hindurch über die Kreuzung zur Karlsruher Straße geleitet, bevor er den Autobahnzubringer erreicht. Wolfgang Franz von der CDU Eberstadt könnte sich vorstellen, dass statt der jetzigen Zufahrt die Pfungstädter Straße direkt an die Autobahn angeschlossen wird, um die Eisenbahnunterführung und die Kreuzung zu entlasten.

Danach könnte auch der Bahnhof saniert werden, wo es weder einen Aufzug, noch Toiletten gibt, und an der Stelle des nicht mehr genutzten Güterbahnhofes könnten Parkplätze gebaut werden. Ein Eberstädter Bürger hat einen ganzen Ordner mit Korrespondenz mitgebracht: „Mehr als die Hälfte des Jahres bläst der Westwind uns den Lärm in die Fenster – an der Lärmschutzwand vorbei. Sie wurde schon vor fünfundzwanzig Jahre errichtet. Seither wurde weiter gebaut und der Verkehr hat eher noch zugenommen.“

Der Stadtverordnete Ludwig Achenbach hat Teile der „Lärmkarte“ aus Untersuchungen des Referats Feuchtinger mitgebracht, die die Klagen der Anwohner aber so nicht bestätigt – zeigt sie doch, dass auch viele Nicht-Eberstädter von Lärm belästigt werden.

Da Andreas Storm schon um sieben Uhr den nächsten Termin hat, bricht er den Rundgang verfrüht ab und kann auch an der anschließenden Diskussion nicht mehr teilnehmen. Doch er verspricht, die Anregungen der Bürger mit nach Berlin zu nehmen. Ein Hoffnungsschimmer für den Bahnhof könnte seiner Meinung nach die geplante Reaktivierung der Bahnstrecke nach Pfungstadt sein. Sie würde vom Hauptbahnhof über die Haltepunkte Darmstadt Süd und Eberstadt führen und als Zubringer der (für 2010 geplanten) S-Bahn-Strecke nach Mannheim und Heidelberg fungieren.

Spätestens dann, so Achenbach, könne die Bahn die Mindeststandards für Hygiene und barrierefreien Zugang zu den Zügen nicht mehr ignorieren.

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