Am Tor stauen sich immer noch die Müllfahrzeuge / Vergrößerung des Müllbunkers schafft neue logistische Probleme
Weil im Heizkraftwerk Darmstadt immer mehr Müll verbrannt wird, soll der 38 Jahre alte Müllbunker um etwa ein Drittel vergrößert werden. Unter anderem dadurch will der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) die langen Wartezeiten für die Mülltransporter verkürzen.
Schon früh am Morgen steht ein halbes Dutzend Lastwagen vollbeladen mit Hausmüll vor dem Tor des Darmstädter Heizkraftwerks. Die Fahrzeuge gehören nicht nur zum städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (EAD); sie kommen auch aus dem Main-Taunus-Kreis, dem Odenwaldkreis oder aus dem Kreis Bergstraße. Mit letzterem hat der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) vor kurzem einen Liefervertrag bis 2014 abgeschlossen. Etwa 20 000 Tonnen Müll werden nun pro Jahr von der Bergstraße nach Darmstadt geliefert.
Auch die Riedwerke aus Groß-Gerau, der Main-Taunus-Kreis und der Hochtaunuskreis lassen Abfälle in Südhessen verbrennen. Für den ZAS, dem Darmstadt und die Landkreise Darmstadt-Dieburg und Odenwald angehören, ist die Müllverbrennung ein gutes Geschäft. Der Verband rechnet nach Angaben von Betriebsleiter Ulrich Mielke damit, dass 2006 das Kraftwerk 24 Stunden am Tag ausgelastet sein wird.
Die Müllfahrer müssen deshalb lange Wartezeiten einkalkulieren. „Vor Weihnachten stand ich hier manchmal bis zu drei Stunden“, berichtet ein Fahrer. Zwar hätten sich die Zeiten wieder verkürzt, „aber durchschnittlich eine Stunde muss man während der Mittagszeit schon warten“, sagt er.
Die Staus vor dem Heizkraftwerk bildeten sich erstmals im Juni 2005, als nach einem Gesetz mit jahrelanger Übergangsfrist kein organischer Müll mehr einfach so deponiert werden durfte. Nun nehmen Deponien nur noch Hausmüll an, der entweder vorsortiert wurde und keine organischen Abfälle mehr enthält; oder aber die Schlacke, die nach dem Verbrennen des Mülls übrig bleibt.
„Das Gesetz ist sinnvoll“, sagt Betriebsleiter Mielke. Es soll verhindern, dass durch die Zersetzung organischer Stoffe Methan und Kohlendioxid entsteht. Beide Gasformen tragen zum Treibhauseffekt bei. Neben der dadurch gestiegenen Auftragslage sei aber auch die Modernisierung der Frankfurter Abfallverbrennungsanlage in der Nordweststadt ein Grund für den Andrang. Bis die Öfen dort nacheinander erneuert sind, dient Darmstadts Heizkraftwerk als eine Ausweichmöglichkeit.
Wegen der langen Wartezeiten, so Mielke, erarbeite der ZAS zurzeit Pläne, den 38 Jahre alten Müllbunker – „das Nadelöhr der Anlage“ – zu vergrößern. Sein Fassungsvermögen soll von etwa 2000 Tonnen auf etwa 3000 Tonnen erweitert werden. Wann der Umbau beginnt, steht bisher ebensowenig fest wie die genauen Kosten.
Die Bauarbeiten, so Mielke, dürften nicht zu weiteren Engpässen führen. Mit den Abfallbeseitigungsunternehmen will der ZAS deshalb enge Absprachen über die Logistik treffen, „damit nicht alle zur gleichen Zeit anrollen“.