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08.04.2004

Quelle:Darmstädter Echo

Bummeln im Ausweichmodus

Verkehr: Besondere Situtaion auf dem Ludwigsplatz

Erwin Margraf hat sich schon öfter gefragt, warum es in der Fußgängerzone keine Ampeln und Zebrastreifen gibt. Das meint er natürlich nicht ernst, sondern als gelächelte Spitzfindigkeit mit Blick auf den vielen Verkehr, der seine Einkaufsbummel beeinträchtigt. „Das ist ein unmöglicher Zustand“, sagt er und weicht einem Transporter aus, der gerade auf ihn zufährt. Was nicht so einfach ist, denn von links kommt ein Auto. Ausweichmanöver.

„Lieferverkehr werktags 6 bis 11 und 13.30 bis 14.30 Uhr und Fahrräder frei“, steht auf dem Schild am Anfang der Einkaufszone am Stadthaus in der Grafenstraße. Doch der Bessunger hat beobachtet, dass das nicht der Realität entspricht.

Am vorigen Dienstag gegen 11.30 Uhr etwa wirkt die Fußgängerzone zwischen Ludwigsplatz und Grafenstraße, als wäre sie gar keine: Vor den Geschäften parkt eine Reihe Lieferanten, dazwischen tummeln sich Autos, die aus dem oder ins Fina-Parkhaus fahren.

„In Darmstadt ist die Regelung sehr großzügig“, findet der 69 Jahre alte Rentner, der vor seiner Pensionierung häufig geschäftlich in anderen Städten unterwegs war. In Köln, zum Beispiel, sei der Fußgängerbereich außerhalb der Zulieferzeiten mechanisch abgesperrt. „Da kommt dann gar kein Fahrzeug rein.“

Er glaubt, dass die Ordnungskräfte in Darmstadt in dieser Hinsicht zu wenig aktiv sind. Und dabei geht es ihm gar nicht um saftige Strafen. „Hier ist doch niemand, der mal darauf aufmerksam macht, dass das so nicht geht.“

Margraf geht es nicht nur um den fahrenden Verkehr. „Hier ist ja auch alles zugeparkt.“ Allein auf dem Ludwigsplatz stehen am Dienstagvormittag zeitweise sieben Fahrzeuge.

Aus einem lädt ein Zulieferer gerade Kisten aus. „Was soll ich machen, ich muss meine Ware eben ausliefern“, verteidigt er sich. Ob er dafür schon mal belangt wurde? „Oft“, antwortet der junge Mann, der etwaige Ordnungsgelder laut seinen Aussagen schon in seine Kalkulation mit einbezieht.

Bei einem anderen scheint das nicht nötig zu sein: „Ich liefere hier seit August vorigen Jahres aus und bin erst einmal kontrolliert worden.“

Inge Lorenz, Pressesprecherin der Stadt, will das so nicht stehen lassen. „Unser Ordnungs- und Vollzugsdienst versucht natürlich, das im Blick zu halten“, betont sie. Allein im Zeitraum zwischen Januar 2003 und März 2004 seien 5563 Fahrzeuge notiert worden, die sich nicht in der Fußgängerzone hätten aufhalten dürfen. „Und das wird dann auch geahndet.“

Eine besondere Situation, das räumt sie ein, bestehe auf dem Ludwigsplatz, der seit der Eröffnung der Einkaufspassage „LP 6“ wieder belebter sei. „Hier ist bis 15 Uhr das Be- und Entladen erlaubt.“ Sonderregelung. „Das ist nun mal ein zentraler Zulieferungsplatz.“

Aber das ist nun mal auch die Fußgängerzone, könnte Erwin Margraf dagegenhalten. „Ich will ja hier in Ruhe einkaufen.“ Natürlich könne so ein Bereich nicht autofrei sein, betont er. „Aber diese Vielzahl kann man schon vermeiden.“

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