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22.04.2009

Quelle:Frankfurter Rundschau

Von abends bis morgens

Von Dezember an können Fahrgäste nicht nur am Wochenende, sondern täglich mit dem Nachtbus fahren
VON JÜRGEN SCHULTHEIS

Ostern vergangenes Jahr war es, da ist Lutz Sikorski nicht nur von Amts wegen in den Nachtbus eingestiegen. Frankfurts Verkehrsdezernent hatte damals Freunde aus Vancouver zu Gast, und die, sagt Sikorski, waren begeistert, zwischen 1.30 und 3.30 Uhr mit dem Bus durch die kleine Metropole zu fahren. Die Gäste blickten vermutlich auch deshalb mit Interesse auf den nächtlichen Betrieb, weil die kanadische Stadt zur Winterolympiade 2010 vermutlich ein ähnliches System einführen wird.

Frankfurt hat es da besser - und wird es von Dezember an noch besser haben. Im Weihnachtsmonat wird die Stadt den Nachtbusbetrieb auf jeden Tag in der Woche ausdehnen. Nachtschwärmer können dann nicht nur wochenends oder in der Nacht vor Feiertagen in die Busse mit dem N einsteigen, sondern in jeder Nacht der Woche. "Ein tolles Angebot" nennt Sikorski das, was die städtische Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) dann anbieten wird. Ein Angebot, das sich vornehmlich an Nachtschwärmer richtet, inzwischen aber von jenen genutzt wird, die sehr früh mit der Arbeit beginnen - etwa am Flughafen - oder sehr spät ihre Arbeit beenden.
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1989 hatte der damalige Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) begonnen, mit dem "Mondschein-Fahrplan" die Betriebszeiten auf einigen regulären Strecken im Liniennetz zu verlängern. Sechs Wochen später prüfte der Verkehrsdienstleister, in welchem Maße das Angebot von den Kunden angenommen worden war. Damals zählten die FVV-Mitarbeiter auf sechs Linien nach 23 Uhr 1100 Fahrgäste mehr. Rund die Hälfte nutzte die zusätzlich angebotenen Fahrten, dabei stiegen die Fahrgäste vor allem in die U-Bahnlinien ein. Durch die Erfahrung gestärkt nahm der FVV zum 1. Januar 1990 - zunächst probeweise - den Betrieb des NachtCity-Busverkehrs auf - der seither stetig ausgebaut worden ist. Inzwischen betreiben VGF und RMV neun lokale Frankfurter und acht regionale Linien. Zwischen 2002 und 2008 ist die Zahl der Fahrgäste laut Verkehrsdezernent Sikorski um rund 25 Prozent gestiegen. Inzwischen steigen durchschnittlich 4100 vornehmlich junge Männer und Frauen zwischen 18 und 24 Jahren in die Busse mit der N-Kennung ein. Mit dem erweiterten Angebot in der Woche, davon geht Sikorski aus, wird auch die Zahl der Fahrgäste weiter steigen.

Die Ausweitung des Angebotes schlägt sich in den Kosten nieder: Von bislang 110 000 Euro steigen die Ausgaben von Dezember an auf rund 600 000 Euro für die lokalen Linien. Kommentar F4

Nachtbuslinien
Der zentrale Knotenpunkt der Nacht- buslinien ist die Konstablerwache. Von diesem Stern aus verkehren neun lokale und acht regionale Nachtbus- linien von 1.30 bis 3.30 Uhr. Neu im Angebot ist von Dezember an die stündliche Verbindung zwischen Konstablerwache und Flughafen. Die lokalen Linien fahren nach Rödelheim/Höchst, in die Nordwest- stadt/Praunheim, Richtung Heddern- heim/Nordwestzentrum, nach Bergen- Enkheim/Riederwald, Schwan- heim/Goldstein, Zeilsheim/ Sindlingen sowie von und nach Offenbach.
"Die seit Jahren stetig steigende Zahl von Fahrgästen in den Nachtbussen zeigt, dass der Bedarf für dieses Angebot vorhanden ist", sagt Sikorski. "Ein Mobilitätsangebot rund um die Uhr, unabhängig vom Wochentag, gehört zu unserer quicklebendigen, internationalen kleinen Metropole einfach dazu."


Kommentar



Mobilität für alle
VON JÜRGEN SCHULTHEIS

Die große Sause verliert in Frankfurt von Dezember an ihren potenziellen Schrecken - wer von diesem Monat an unter der Woche durch die Clubs und Kneipen der kleinen Metropole zieht, wird sich keine großen Gedanken mehr darüber machen müssen, wie er im Zustand des mehr oder minder ausgeprägten Rausches nach Hause kommt, ohne sich und andere zu gefährden. Von Dezember an wird der Nachtbus den bequemen Transport auch in der Woche übernehmen.

Das wird nicht nur die Polizei freuen, weil mancher Angetrunkene dann nicht mehr fahrlässigerweise glaubt, in sein Auto steigen zu müssen. Das wird vor allem jene Nachtschwärmer begeistern, die entspannt und ohne den Stress der Parkplatzsuche von Club zu Club ziehen wollen. Einfacher geht es kaum noch.
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Die Entscheidung des Verkehrsdezernenten, das Angebot zu erweitern, ist deshalb richtig. Es befriedigt einerseits das wachsende Bedürfnis, jenseits eines festen Arbeits- und Freizeittaktes den sprichwörtlichen Anschluss nach 1 Uhr nicht zu verlieren. Zum anderen macht ein verbesserter öffentlicher Nahverkehr die Stadt attraktiver. Kurzum: Von den neuen Betriebszeiten der Nachtbuslinien profitieren alle.

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